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Yamaha A-1

HiFi Reparatur und Service

Da ich in letzter Zeit ganz schön viel zu tun habe, komme ich kaum noch dazu für meine Reparaturen Blogeinträge zu verfassen. Allerdings hab ich mir für den A-1 mal wieder Zeit genommen die Reparatur zu dokumentieren.

Der Yamaha A-1 war damals einer der ersten „richtigen“ Vollverstärker mit sehr aufwendigem Phonoteil. Der schmale Bolide hat schon einige Jahre am Buckel (Baujahr 1977 (!) und hatte für damalige Verhältnisse sogar schon eine sehr aufwendige Vorverstärkerschaltung – sogar FET’s wurden verwendet.
Um die Bauhöhe möglichst gering zu halten wurden zwei Transformatoren eingebaut welche anschließend parallel geschaltet wurden um die Leistung zu erhöhen
.

Unverkennbar sind die zwei massiven Endstufenblöcke mit jeweils zwei TO-3 Endstufentransistoren von SANKEN.

Nun aber genug über das Gerät – gehen wir mal viel lieber „zum“ Gerät 🙂
Ich bekam das Gerät weil es scheinbar keinen „Mucks“ mehr macht – die (Haupt-)Sicherungen sind aber alle OK, also riskier ich den Verstärker einfach mal in Betrieb zu nehmen

Die Powerlampe signalisiert noch etwas leben, allerdings schaltet das Lautsprecherrelais nicht und das Gerät gibt somit tatsächlich keinen Ton aus.

Eine erste Sichtprüfung lässt auch direkt schon eine grobe Vermutung zu

„verschmorte“ Widerstände links neben den Vorstufentreibern
dazugehörige „kalte“ Lötstellen

Die verbrannten Widerstände im Vorstufenbereich lassen mich nicht gerade das beste vermuten. Nach dem entladen der ELKOs für die Versorgungsspannung der Endstufen löte ich die Zuleitungen der Endstufentransistoren ab um eine erste Messung durchzuführen…

…meine Befürchtung bewahrheitet sich

Tod durch töten… Die Endstufentransistoren der linken Seite haben leider beide einen Kurzschluss und sind somit wohl erstmal die primäre Ursache dafür das dass Ausgangsrelais nicht mehr schaltet.

Da bleibt unterm Strich nichts anderes übrig als die Endstufenblöcke auszubauen.
Die originalen Transistoren sind natürlich obsolet – diverse Angebote im Internet sind meist Fakes, also werden aktuelle TO-3 Audio-Transistoren verwendet bei welchen sich es aufjedenfall um Originale handelt.

die massiven ausgebauten Endstufenblöcke

Natürlich werden auf beiden Kanälen die Transistoren getauscht um eine optimale Symmetrie zu erhalten.
Nach einem Matching und der Paarung der neuen Transistoren wird zunächst die alte Wärmeleitpaste entfernt,gegen eine neue ersetzt und anschließend frische Glimmerscheiben verbaut.

Zum Einsatz kommen die bekannten MJ21194 und MJ21193 Transistoren von ON Semiconductor.

fertig „reparierter“ Endstufenblock

Da der A-1 schon einige Jahre auf den Buckel hat werden noch einige Dinge überprüft und unter anderem die Netzteilplatine ausgebaut und auf kalte Lötstellen untersucht.
Routinemäßig werden die ELKO’s ebenso geprüft – ich bin kein Fan von blindem tauschen, selbst wenn ich da einigen „Bastlern“ widerspreche sehe ich keinen Nutzen im „sinnlosen“ tauschen von ELKO’s, selbst wenn diese wie im hiesigen Fall schon über 42 Jahre alt sind.
Warum? Oft werden qualitativ minderwertige Kondensatoren eingesetzt, oft wird dies sogar im Bereich des Klangteils von Verstärkern gemacht – Erfahrungsgemäß lässt sich damit sogar mehr verpfuschen als „richten“.

Vielen mangelt es auch an genauen Messgeräten zur tatsächlichen Ermittlung des Gesundheitszustand eines Kondensators.
Obiges Bild zeigt einen 1000uF/25V Elko an einem LCR-Analyzer bei einer Messfrequenz von 120Hz – nach 42 Jahren besitzt dieser noch immer MEHR als seine Nennkapazität bei einem Verlustwinkel von 0,10
Lt. Datenblatt sind (wie üblich) 20% Toleranz in den Minusbereich zulässig bei einem maximalen Verlustwinkel von 0,14
Wie man also an der Analyse sieht ist dieser Kondensator weit entfernt davon „kaputt“ zu sein – oftmals haben neu produzierte ELKO’s prozentuell nicht mal soviel Kapazität wie obiger nach 4 Jahrzehnten.

Üblich bei diesen Geräten sind schlechte Kontakte des Lautsprecherrelais. Da dieses unter der Netzteilplatine sitzt nutze ich die Gelegenheit um es direkt auszubauen.
Der Verdacht bestätigt sich bei einer genauen Messung des Übergangswiderstands.

Da gab es zwar schon deutlich schlimmere – 9 Ohm ist dennoch kein optimaler Widerstandswert für ein Lautsprecherrelais.

Das Relais wird vorsichtig geöffnet, die Kontakte mit einem Politurstreifen behandelt und anschließend mit Spezialspray konserviert.
(ja, die schwarzen Abriebe sind nur von diesem Relais alleine)

Wie zu erwarten verschwindet der Übergangswiderstand nach dem Service zur Gänze.

„refurbished“-es Lautsprecherrelais

Die defekten Widerstände in der Vorstufe werden ersetzt, die Treibertransistoren geprüft, das Relais eingebaut.
Beim Routinemäßigen Check der Emitterwiderstände wird einer der beiden Widerstände als außerhalb der Toleranz gemessen – somit werden alle 4 Emitterwiderstände (Links + Rechts) ersetzt.

Ebenso wichtig ist die Prüfung der Polystrolkondensatoren im Vorstufenbereich.
Ist soweit alles erledigt, werden die Endstufenblöcke wieder eingebaut – dabei ist zu beachten das die Transistoren für die Ruhestromregelung am Kühlkörper anliegen

richtig positionierte Transistoren an den Endstufenblöcken

Nach dem einsetzen der Netzteilplatine wird das Gerät für den ersten „Start“ vorbereitet und diverse Messpunkte abgegriffen.

Prüfung des Ruhestroms sowie der Versorgungsspannung

Langsam wird mit dem Regeltrafo hochgefahren und die Stromaufnahme sowie der Ruhestrom genau beobachtet, bis schließlich die volle Versorungsspannung erreicht ist und das Gerät zum Leben erwacht. Da hört man auch schon das erste „KLICK“ und das Lautsprecherrelais schaltet frei.
Alle Justagen werden genau nach ServiceManual durchgeführt, allerdings fällt beim ersten Check des Ausgangs eine Diskrepanz zwischen Links/Rechts auf

Die beiden Kanäle weisen nicht den selben Pegel auf – definitiv ein Problem welchem nachgegangen werden muss.
Die erste Vermutung fällt hier auf den Lautstärkeregler und sollte sich auch Bewahrheiten.

linker Ausgang des LS-Potentiometers
rechter Ausgang des LS-Potentiometers

Tatsächlich zeigt sich hier ein Unterschied zwischen Links/Rechts von über 10mV am Ausgang des Lautstärkereglers während am Eingang das Signal noch gleich groß ist.

Da hilft nur eines – LS-Potentiometer ersetzen oder öffnen, reinigen und in diesem Fall auch justieren. Die ersten Generationen der Matsuhita Potentiometer haben keine interne Arretierung zwischen 1. und 2. Potentiometerplatte, es kann also in jedem X-beliebigen Zustand wieder zusammengebaut werden und die Widerstandswerte sind anschließend nicht mehr symmetrisch.

Lautstärkepotentiometer bei der Wartung

Die Unsymmetrie des Pegels ist nach der Reparatur des Potis behoben, allerdings möchte der A-1 wohl noch mehr Aufmerksamkeit, denn der „DISC-Schalter“ verursacht ein fieses Krachen in den Lautsprechern bei der Betätigung

zerlegter DISC-Schalter

Der Schalter wird hierfür zunächst komplett zerlegt, das Schaltergehäuse und die Kontaktfahnen im Gehäuse selbst mit spezieller Politur und einem Politurstäbchen aufgefrischt.

Poltitur der Kontaktfahnen

Nach einer groben Spülung erfolgt ein kleines Bad im Ultraschallreiniger – samt Kontaktblätter – in einer 99,9% Isopropanollösung

Nach dem Trocknen mit Druckluft erfolgt die Konversierung mit einem speziellen Kontaktfett

Und schon erhalten wir als Belohnung einen nicht mehr krachenden DISC-Schalter 😉

Nach einer kleinen Aufwärmphase werden die Endstufen mit Nennleistung am Lastwiderstand betrieben und eine Messung des THD vorgenommen.

Exzellent – Links 0,012%, Rechts 0,013% @ 70W/8R

Die die Transistoren gegen andere Typen ausgetauscht wurden erfolgt ebenfalls noch eine Messung des Frequenzgangs um die Einhaltung der Spezifikationen sicherzustellen (+/- 0.5dB von 20Hz – 20kHz)

Frequenzgang Kanal Links
Frequenzgang Kanal Rechts

Perfekt! 🙂
Der A-1 ist wieder bereit um seinen Dienst für viele weitere Jahre aufzunehmen

Eine Antwort

  1. Klaus sagt:

    super detaillierter Bericht, sehr spannend und informativ!

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