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2SD551 + 2SB681 Fälschungen

HiFi Reparatur und Service

Hallo zusammen, ich hab es mir beim Kauf schon fast gedacht – aber da die Transistoren nach wie vor verkauft und als Original beworben werden, möchte ich hier nochmal darüber berichten und ausdrücklich davor warnen.

Die Transistoren 2SD551 und 2SB681 sind nach wie vor für alte Verstärkerreparaturen sehr gefragt, werden oft als Ersatz für 2SA747 und 2SC1116 verwendet und sind aber ebenso obsolet und nur schwer aufzutreiben.
Zuletzt gibt es aber einen Ebay-Anbieter aus den USA der garantiert das es sich um 100% echte Transistoren handelt. Zusätzlich wurde diese Annahme noch unterstrichen indem die Transistoren tatsächlich unterschiedliche Chargenummern aufwiesen.
Da ich momentan auch einen Yamaha A-1 zur Reparatur habe, welcher Original die 2SA747 und 2SC116 verbaut hat, entschloss ich mich trotz Skepsis 5 Paar dieser Transistoren für umgerechnet ca 65€ zu bestellen.

Nach ca. 1.5 Monaten war es dann auch so weit und die Transistoren kamen sicher verpackt an. Nach dem auspacken allerdings fielen mir schon einige komische Merkmale auf

  • bei den 2SD551 ist die Verstärkung klassifiziert während sich beim 2SB681 dafür gar kein Aufdruck am Gehäuse befindet
  • die Kappen sind bei NPN und PNP um 90° verdreht (kein 100%iges Indiz)
  • die Transistoren haben keinen Black Widow Kühlkörper an der Rückseite wie für Toshiba- Leistungstransistoren üblich
  • Toshiba druckt grundsätzlich nie „JAPAN“ auf seine Transistoren

Aber vielleicht trügt der Schein ja einfach nur und alles ist in Ordnung? 😉

Ich nehme einen 2SB681 und installiere ihn für die weitere Analyse auf einen geeigneten Kühlkörper und platzier diesen in einer Sicherheitsbox.

Begonnen wird zuerst mit der Prüfung von Uce – sprich der (Durchbruchs-)spannung bei welcher der Transistor selbstständig leitend wird ohne das Spannungs/Strom an der Basis anliegt.
Anhand dieser Messung lässt sich schon einges über die (Produktions-)Qualität sagen.
Laut Datenblatt liegt die Uce bei diesem Transistor bei mindestens -150V

Leider folgt schon hier die große Enttäuschung – der Transistor „schlägt“ bereits -130V selbstständig durch – es fließen fast 20mA (!)

Leider habe ich nicht mehr viel Hoffnung, dennoch teste ich noch Ic – sprich den maximal zulässigen dauerhaften Kollektorstrom – dieser liegt lt. Datenblatt bei -12A bei einer maximalen Verlustleistung von 100W

Das Ergebnis überrascht mich nicht mehr besonders… bei etwa 7A arbeitet der Transistor noch „normal“ bis dann bei etwa 10A und einem Basisstrom von 500mA der Transistor seinen Dienst plötzlich quittiert.
Interessanterweiße hat der Transistor in diesem Fall keinen Kurzschluss sondern eine Unterbrechung.

Am Komponentester gibt es auch nur noch ein Lebenszeichen zwischen Basis und Kollektor

Basis-Kollektorstrecke
zwischen Basis-Emitter und Emitter-Kollektor bleibt die „Nullinien“ – Patient tot

Da mit dem Transistor sowieso nichts mehr anzufangen ist entscheide ich mich zu guterletzt noch dazu ihn zu köpfen.

NANI?!

Was bitteschön ist das? Ich hab schon viele Fälschungen gesehen, aber so ein kleiner Die wie bei diesem Transistor ist mir auch noch nicht untergekommen. Die Mini-Anschlussdrähtchen ala China Number 1 geben dem ganzen noch den gewissen Touch.

geschmolzener „Bond“-Draht

Da kommt auch direkt die eigentliche „Fehlerursache“ zum Vorschein – der Bonddraht vom Anschlussdraht zum Die ist geschmolzen – Na Gute Nacht.

Aus Interesse untersuche ich dieses Transistorexemplar noch genauer im Elektroniklabor in der Arbeit…

Scheinbar wurden hier nicht mal herkömmliche Bonddrähte verwendet, sondern einfach ein Zinndraht direkt auf den Die aufgelötet worden?!?!…

…und anschließend auch noch mit einem unpassenden Werkzeug abgetrennt.

Mit der nächsten Untersuchungsmethode wird erst richtig sichtbar um was für einen „Pfusch“ es sich hier handelt. Das Material ist extremst verunreinigt

Ich spare mit an dieser Stelle alle weiteren Kommentare und Wünsche allen einen noch angenehmen Tag… 🙂

2 Antworten

  1. Hermann F. sagt:

    Das wird wirklich immer ein größeres Problem mit den Faketransistoren… Danke für den Bericht!

  2. Klaus sagt:

    sehr interessant! Danke für die Info.

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