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Accuphase DP-400

HiFi Reparatur und Service

Vor einigen Wochen bekam ich wieder ein Erwähnenswertes Gerät auf meinen Tisch!
Es handelt sich um einen Accuphase DP-400 CD-Player.
Das Gerät wurde zwischen 2009 und 2012 – natürlich in Japan – gebaut, und kostete in etwa 4500€

Die Besonderheit an diesem Player ist der integrierte Highend DA-Konverter welcher auch für externe Geräte verwendet werden kann.

Das Gerät ist sehr massiv aufgebaut, die Bereiche voneinander isoliert (z.B Netzteil vom Rest des Geräts), Gehäuseteile dickwandig ausgeführt um Geräusche aus dem inneren bestmöglich zu dämpfen.

Natürlich landete das Gerät nicht Grundlos bei mir – leider spielt es seit einiger Zeit CDs nicht mehr richtig ab bzw. „springt“ der Player während der Wiedergabe selbstständig.

Das kann natürlich an allem möglichen liegen – eine genaue Analyse und einige Messungen sind unumgänglich.

Nach dem Entfernen des Gerätedeckels sieht es sehr „aufgeräumt“ auf. Die Ausgangsplatine mit DAC und Netzteil sowie das Mainboard sind sofort erkennbar. Bis auf den Prozessor und einigen Widerständen setzt man hier schon auf kompletten SMD-Aufbau.

Wirklich relevantes ist noch nicht zu erkennen, also geht’s erstmal ans weiter „zerlegen“.
Die Abdeckung des CD-Mechanismus sowie die Bodenplatte des Geräts werden entfernt.

Das sieht schon besser aus – nach dem Entfernen der Bodenplatte wird das PickUp sowie das eigens geschirmte Controllerboard sichtbar.

Leider gibt Accuphase die ServiceManuals nicht frei – auch im Internet findet man insbesondere zu diesem Gerät keine Serviceunterlagen um Messungen vorzunehmen, das sollte nun aber kein Grund sein das Handtuch zu werfen… Immerhin können die ihre Suppe auch nur mit Wasser kochen.
Also wird erstmal das Controllerboard ausgebaut und begutachtet

Auch hier wird ausschließlich auf SMD-Bauart gesetzt, das wirkliche „Herz“ des Boards befindet sich aber wohl auf der Rückseite der Platine.

El Perfecto! – Zum Einsatz kommt eine Singlechip-Lösung von Sony mit dem IC CXD3059 welcher einen integrierten RF-Verstärker aufweist mit automatischen Abgleich von wichtigen Parametern wie z.B. EF-Balance.
Als Motor/Servoendstufen wird der BA5983 und der BA5912 verwendet.
Ein kleiner Blick in das Datenblatt des Sony-ICs und wir finden hier auch schon den vielversprechenden Pin „RFDCO“ – verfolgt man die Leiterbahn vom Pin weg findet sich auch ein schöner Messpunkt – Well Done!

Ein kleines Kabelchen an dem Testpunkt sowie dem „Schlittenmotor“ und schon können erste Messungen durchgeführt werden!

Für die Messung des RF-Signals sollte natürlich eine Referenz-CD verwendet werden, selbstgebrannte CDs oder schlecht produzierte CDs reflektieren den Laserstrahl unterschiedlich stark, dementsprechend kann das RF-Signal der Dioden A-D unterschiedlich groß sein.

Messung des RF-Signals der Lasereinheit

Knappe 470mV RF-Signal haut mich nun nicht wirklich vom Hocker – eher bin ich verwundert das der Player damit überhaupt noch „läuft“.
Durch das niedrige Signal können aber „hüpfer“ begünstigt werden.

Nach einigen Minuten Laufzeit zeigt sich auch der Fehler und der Track springt ohne jegliche mechanische Einwirkung und der Player verliert das Tracking völlig und wechselt selbstständig auf „Stopp“. Um den Fehler genauer zu analysieren ist ein Speicheroszilloskop sehr Hilfreich an dem ich dem Tracking bzw. Schlittenmotor anschließe.

Messung der Motoransteuerung (Trackingmotor)

Und tatsächlich – ich hatte diesbezüglich den richtigen „Riecher“ – es scheint hier ein Problem beim Tracking vorzuliegen, die Spannung am Motor steigt immer weiter bis sich der Motor ruckartig bewegt und übers Ziel hinaus „schießt“. Die Elektronik versucht sogar noch für kleinen einen Moment gegenzusteuern – erkennbar an der negativen Zacke.
Also bauen wir erstmal das Pickup aus – vor dem abziehen der Laser-FPC sollte natürlich die Kurzschlussbrücke verlötet werden um Beschädigungen durch ESD-Aufladungen zu verhindern.

Aktivierung der Kurzschlussbrücke an der Lasereinheit

Mir fallen hier gleich direkt ein paar Faktoren auf die sich summieren könnten.
Zum einen ist das Fett schon etwas verharzt, und es befindet sich ein kleiner Riss in der Schlittenführung.

Verharztes Fett am Schlittengestänge
Riss in der Schlittenführung

Dennoch weiß ich aus Erfahrung das die Motoren selbst auch oft unter Verschleiß leiden, also baue ich den Trackingmotor aus und stöpsel diesen ans Labornetzteil um eine automatische Spannungs/Stromkurve zu erstellen.

Messung des original verbauten Schlittenmotor

Leider bestätigt sich auch hier mein Verdacht – der Motor läuft teilweiße nicht Einwandfrei weg was am Ende (aufgrund zu hoher Spannung) zu ruckartigen Bewegungen des Schlittens führt.

Messung eines neuen Ersatzmotors (gleiche Type)

Soviel zur Analyse – leider habe ich die Lasereinheit für dieses Gerät nicht lagernd – Ebenso die Schlittenführung des PickUps muss erneuert werden. Es bleibt also nichts anderes übrig als die Ersatzteile zu bestellen. Leider werden – vor allem bei den Lasereinheiten – sehr viele Chinafälschungen verkauft, und es gibt nur sehr wenige Indikationen um einen Fake vom Original zu unterscheiden. Ich entscheide mich hier aber das Ersatzteil bei einem zertifizierten ET-Händler in den USA zu bestellen und nehme in Absprache mit dem Besitzer eine lange Lieferzeit in Kauf.

Nach 1.5 Monaten und einigen Problemen mit dem Zoll ist es dann aber soweit – die neue Lasereinheit sowie ein Ersatzpickup wurden geliefert und von mir eingebaut.

Messung des RF-Signals der neuen Lasereinheit

Das Ergebnis ist sehr erfreulich – das RF-Signal liegt nun bei 1.04V, und das „Katzenauge“ ist auch deutlich schärfer zu erkennen. Das „springen“ gehört der Vergangenheit an und der Player verrichtet wieder seinen gewohnten Dienst.

Wie gewohnt prüfe ich noch die Versorungsspannungen und muss zu meinem Erschrecken einen „relativ“ hohen Brumm bei der 8V-Spannung feststellen. Rechnerisch würde sich die Brummspannung noch innerhalb der zulässigen Toleranz befinden – finde es aber dennoch suspekt für ein Gerät in dieser Klasse.

Die 8V werden von einem der großen Elkos auf der großen Platine geglättet also prüfe ich diesen am LCR-Analyzer.

Verbaut wurde hier ein 10000uF/10V 85C Elko von Nichicon – am Messgerät weist dieser noch 7700uF auf und befindet sich eigentlich außerhalb der Toleranz (8000uF – 12000uF), aber als „defekt“ kann man ihn nun auch nicht bezeichnen, obwohl der Verlustwinkel mit 0,21 schon am Limit ist. Dennoch verkleinert sich die Brummspannung nach dem Tausch gegen einen neuen ELKO erheblich.

Warum hier die japanischen Ingenieure keine 105C Elkos verbauen ist mir zwar ein Rätsel, aber Hauptsache es ist wieder alles Paletti.

Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden und das Gerät kann wieder zurück zum Besitzer.

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