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Yamaha A-1 – der Untergang (Conclusion)

HiFi Reparatur und Service

Teil 2 des im katastrophalen befindlichen A-1’s (siehe vorherigen Blogeintrag https://www.hifi-workshop.com/?p=694 )

Bei so viel Pfusch kam selbst ich schon ins Zweifeln ob eine Reparatur überhaupt möglich ist. Ich habe zwar sehr viele Ersatzteile (auch für den A-1) lagernd, allerdings fehlten mir dennoch ein paar Transistoren sowie das 2SK100 JFET IC welches für die Reparatur nötig ist.

An dieser Stelle möchte ich nichts beschönigen, denn die nächsten Monate werden eigentlich nur damit verbraten Ersatzteile aus aller Welt zu bestellen.

Anschließend geht es in ein paar Etappen an die Wiederherstellung des A-1.

Zu allererst wende ich mich den Endstufen zu, hier gibt es zum Glück nach wie vor Ersatz von ON Semi mit der MJ-Serie. Natürlich werden die Endstufentransistoren aufeinander gematcht:

Die alte Kühlpaste sowie die Glimmerscheiben werden wird mit Alkohol entfernt und gegen eine neue Hightech-Paste und Glimmer ersetzt.

Beim Einbau des Endstufenblocks muss unbedingt auf die „Ruhestrom-Transistoren“ geachtet werden – diese müssen am Kühlkörper mit leichtem Druck anliegen. Sie „überwachen“ quasi die Temperatur des Endstufenblocks und regeln den Arbeitspunkt je nach Änderung der Temperatur rauf/runter um einen „Thermal runaway“ zu verhindern. Diese lassen sich leicht verbiegen und sind anschließend auch schnell beleidigt.

Nach der Endstufenreparatur widme ich mit einem etwas mulmigen Gefühl der Equalizersektion. Hier wurde schon offensichtlich gepfuscht und ein JFET IC gegen einzelne FETs getauscht – selbst auf die thermische Kopplung wurde verzichtet; von dem PNP-Transistor welcher eigentlich ein NPN sein sollte rede ich gar nicht – Das ist einfach Pfusch vom feinsten.

Um vernünftig an die Platine zu kommen, muss die gesamte Front abgebaut werden:

An dieser Stelle bleibt ohnehin nicht viel „Spielraum“ für eine Reparatur – alle Transistoren, Kondensatoren und Sicherungswiderstände werden durch Originaltypen ersetzt…

Das große Problem bleibt nach wie vor der 2SK100 – da ich aber das Glück habe einen Tek576 sowie ein funktionierendes 2SK100 zu besitzen, bin ich hier definitiv im Vorteil und messe ein paar JFET-Ics welche ich lagernd habe. Eine Charge von uPA68 misst sich sehr ähnlich sodass ich mich dafür entscheide diese anstelle der 2SK100 zu verwenden.

Sicherungswiderstände wie sie früher in Japan verbaut wurden sind nur noch schwer zu bekommen, allerdings gibt es hier seit einigen Jahren einen „Gamechanger“ dank Littlefuse. Sicherungswiderstände können seither selbst gebaut und dank verschiedenen PICO-Fuse Serien selbst gebaut werden. In diesem Fall ist ein 70mA/47Ohm Sicherungswiderstand verbaut.

Nach Selektion der richtigen Picofuse wird der passende Sicherheitswiderstand in Serie gelötet – Somit erhält man wieder einen in der Funktion korrekten Sicherungswiderstand

Nach vielen Stunden matchen, suchen und löten ist auch der symmetrische „Originalzustand“ der Equalizer und Phonostufe wiederhergestellt.

Somit steht einem ersten Testlauf nichts mehr im Wege – nach vorsichtiger Inbetriebnahme folgt allerdings eine Ernüchterung – zwar lässt sich die EQ-Sektion nun justieren, das DC-Offset der Vorstufe sowie der Ruhestrom einer Seite lassen sich aber immer noch nicht richtig einstellen…

Bei der visuellen Inspektion der Vorstufenplatine (diese ist seitlich in das Gehäuse gesteckt und daher nicht wirklich einsehbar) erfolgt dann der Schock – Auch hier wurde auf beiden Kanälen massiv gepfuscht und Transistoren willkürlich durch völlig andere Typen ersetzt. Auch auf die thermische Kopplung der Differenzialverstärkertransistoren wurde einfach verzichtet – eine Katastrophe!

Was folgt ist leider alles andere als schön – Eine Nachbestellung aus Übersee und eine damit verbundene lange Wartezeit…
Ich glaube an dieser Stelle und Wartezeit hat der Besitzer ohnehin schon sein Gerät abgeschrieben – aber so kurz vorm „Ziel“ und nach den vielen Stunden Arbeit ist aufgeben auch keine Option mehr.

Nach weiteren Monaten erfolgt der Endspurt und die Reparatur der Vorstufenplatine
Die thermische Kopplung des Differenzialverstärkers erfolgt per Kupferband welches zum einen die Temperatur gleichmäßig verteilt, aber auch eine nötige Wärmeabgabe an die Umgebungsluft ermöglicht.

Endlich lässt sich die Endstufe sowie das DC-Offset Ordnungsgemäß justieren!

Zum Abschluss erfolgt nochmals eine vollständige Justage, auch die Phonostufe lässt sich optimal justieren:

Auch die Performance der Endstufe ist optimal, und übertrifft die Herstellerspezifikationen – diesmal mit 0,002% THD anstatt den >30% 🙂

Nun bleibt noch das Problem mit den „Scharnieren“ welche beim A-1 gerne brechen. Ersatz ist nur schwer zu bekommen somit investiere ich hier noch ein paar Stunden selbst und zeichne die Teile in Fusion360 um sie anschließend zu produzieren.

Abschließend spendieren wir der Endstufe auf Kundenwunsch noch neue Lautsprecherterminals

Nach über einem Jahr Aufenthalt darf der A-1 wohlgesonnen nach seinem Reha-Aufenthalt die Heimreise antreten.

PS: Ein kleiner Trost am Rande – die „HiFi-Werkstatt“ welches das Gerät so verbastelt hat hat inzwischen Insolvenz angemeldet und wurde geschlossen.

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